Was wir durch Open-Source-Förderung lernen können
Der Prototype Fund betreut nicht nur Public-Interest-Tech-Projekte in der Förderung – eine wichtige Funktion unseres Programms ist zusätzlich dazu die Begleitforschung. Das übergeordnete Ziel dieser wissenschaftlichen Begleitforschung ist es herauszufinden, wie Innovation funktioniert und unterstützt werden kann, wie mehr Menschen in Deutschland von Förderprogrammen profitieren können und wie wir es schaffen können, den Bedürfnissen von kleinen interdisziplinären Teams und Freiberufler*innen sowie der digitalen Zivilgesellschaft stärker entgegenzukommen.
Deswegen kartieren wir im Rahmen der Begleitforschung unter anderem zu jeder Bewerbungsrunde aktuelle Trends, Entwicklungen und Akteur*innen in der Technologieszene. Diese Trendreports findet ihr hier versammelt.
Ein zweiter wichtiger Bestandteil unserer Forschungsaktivitäten ist die Evaluation der einzelnen Förderrunden. Diese schafft einen Einblick in den Erfolg des Programms und zeigt auf, welche Anpassungen zu größerem Erfolg führen könnten. Für die Evaluation führen wir Interviews mit den Projekten der jeweiligen Förderkohorte und werten verschiedene Entwicklungsmetriken aus.
Weil wir glauben, dass die Ergebnisse der Evaluationen nicht nur für uns sondern auch für andere Förderer sowie anderweitige Akteur*innen in der Open-Source- und Technologieszene von Interesse sind, haben wir die Evaluationsberichte unserer 2., 3. und 4. Förderrunde nun aufbereitet und stellen sie hier für euch zur Verfügung.
Runde 2: Kapazitätenbildung für die (wirtschaftliche) Nachhaltigkeit von Open-Source-Projekten
Die zweite Förderrunde “Tools für eine starke Zivilgesellschaft” fand 2017-2018 statt. In der deutschen Förderlandschaft gab und gibt es nur wenige Möglichkeiten, Public Interest Tech langfristig zu fördern. Auch beim Prototype Fund geht die Förderung bisher nicht über den Prototypenstatus hinaus. Wie kann unter diesen Umständen erreicht werden, dass erfolgversprechende Prototypen im Sinne der Nachhaltigkeit weiterentwickelt und langfristig gepflegt werden? Im Rahmen der Evaluation haben wir uns damit beschäftigt, wie Open-Source-Projekte (wirtschaftlich) nachhaltig werden können und betrachten unter anderem Modelle für eine erfolgreiche Weiterentwicklung von Projekten, zum Beispiel in Form einer Einbindung in große technische Communities oder als Software as a Service.
Runde 3: Genderdiversität in der Innovationsentwicklung fördern
Die dritte Förderrunde “Diversity – Open Source für alle!” fand 2018 statt. In Deutschland arbeiten immer noch sehr viel weniger Frauen als Männer in der Informations- und Kommunikationstechnik. Die Anwendung und Umsetzung technologischer Produkte wird bisher weitgehend von Männern betrieben. Dies betrifft auch die Gestaltung offener digitaler Software und Infrastrukturen, welche mittlerweile die Grundlage der Teilnahme am gesellschaftlichen und politischen Leben bilden. Mangelnde Vielfalt in der IT ist damit ein grundsätzliches Hindernis für das Ausrichten von Technologien auf das Gemeinwohl. In der Evaluation wollten wir herausfinden, wie es gelingen kann, die Beteiligung von Frauen* in der Softwareentwicklung zu stärken. Als Ansätze haben wir hier beispielsweise einen strategischen Outreach, einen geringeren Eigenanteil an der Fördersumme sowie Diversity-Trainings identifiziert.
Runde 4: Souveräne Technologienutzung durch Förderung von FOSS steigern
Die vierte Förderrunde “Power to the Users!” fand 2018-2019 statt. Die Befähigung zur souveränen Nutzung von Technologien für Nutzer*innen von Infrastrukturen und Diensten ist kein Automatismus: Anbieter*innen befinden sich oft in einer Monopolsituation, die es ihnen erlaubt, Nutzungsbedingungen vorzugeben, die für Anwender*innen nachteilig sein können. Daten von Nutzenden werden als Ressource gehandelt. Menschen können über die Software-Tools, die sie verwenden, potenziell überwacht oder über Dark Patterns zum Konsum angeregt werden. Die zentrale Herausforderung liegt darin, technologische Black Boxes zu öffnen und digitale Kompetenzen zu erschließen. Um diese Herausforderung anzugehen, stellt die Evaluation digitale Teilhabe, digitale Kompetenz sowie digitale Mündigkeit und digitale Selbstermächtigung heraus.
Wir haben identifiziert, welche Kernfelder der Souveränität und welche Architekturen für gemeinwohlorientierte Technologieentwicklung und -anwendung besonders entscheidend sind – und wie man diese Best Practices noch besser in Entwicklungsphasen einbinden kann.
Wir arbeiten fortlaufend an der Evaluation der Förderrunden und freuen uns schon darauf, euch in Bälde den nächsten Bericht präsentieren zu können.