Takeaways: Jurysitzung zur Runde 4
Power to the Users war Thema der Ausschreibung – diese Souveränität kann viele unterschiedliche Ausprägungen haben, die uns und die PF-Jury (bitte nach unten scrollen, es gibt hier viel zu sehen) überrascht und herausgefordert haben. So viel vorweg: die meisten Prototyp-Ideen, die es aus 315 Einreichungen in die Endrunde geschafft haben, bewegen sich im klassischen Civic-Tech-Bereich. Darauf folgen auf den Rängen Infrastruktur, Security und Data Literacy. Und haben sonst kaum etwas gemeinsam.
Es werden dieses Mal ca. 20 Projekte gefördert, die aus verschiedensten Communities kommen.
Echtzeit-Anker in der Berichterstattung wie der Cambridge-Analytica-Skandal, die Zunahme des Einsatzes von Stalkerware im Privatleben und neue Workarounds zum Anzapfen eigentlich verschlüsselter Kommunikation haben deutlich gemacht:
In Technologien finden sich dieselben Machtverhältnisse und -strukturen, die uns auch außerhalb umgeben. Selbstbestimmung, we want you back!
BTW: Ende der Woche tritt die DSGVO in Kraft. Einige eingereichte Prototypen sind eine direkte Reaktion hierauf (auch wenn noch nicht eindeutig ablesbar ist, welche Auswirkungen die Reform konkret haben wird).
Obwohl wir euch die Projekttitel und Geförderten erst im Juni final vorstellen können, hat es während und nach der Jurysitzung so viele spannende Debatten gegeben, dass wir euch zumindest schlaglichtartig einen Einblick geben wollen – und gespannt sind auf euer Feedback! Transparenz ist uns wichtig: die Juroren und Jurorinnen unterstützen in ihrer technischen und Erfahrungs-Expertise in Grenzfällen wie:
Q: Sind Projekte förderwürdig, die bereits andere große Förderungen bekommen?>
A: Ja, so lange der vorgeschlagene Prototyp ein neues, abgrenzbares Element eines bestehenden Projektes ist und überzeugt. Wir bewerten nicht den bisherigen Erfolg, sondern die Idee.
Q : Viele Einreichungen werden von Projektleiter*innen und nicht von Entwickler*innen geschrieben. Wie bewertet man die (technische) Umsetzung dann fair?
A: Wir begrüßen ausdrücklich, dass sich diverse Teams an der Ausschreibung zum Fund beteiligen. Trotz des kurzen Bewerbungsformulars muss auch die technische Umsetzung daraus deutlich und konzise hervorgehen. Es geht aber nicht um technische Avanciertheit, sondern um die Gesamtidee und um soziale Innovation.
Q: Ist GPG so kaputt, dass wir aus Verantwortungsbewusstsein nur noch Quantenkrypto fördern sollten?
A: Da hier durchaus diverse Einschätzungen unter Expert*innen herrschen: keine ausdrückliche Selektion.Nicht OpenPGP als Verschlüsselungstechnologie ist kaputt, sondern vor allem das Konzept E-Mail (vgl. Lesen&Lernen No.4)
Q: Sollen wir Einreichende in Projekten kombinieren, die eh schon in dieselbe Richtung arbeiten?
A: Ja, ein Ideenpool wäre gut. Innovationsökologisch ist es nämlich sehr schön, wenn Leute gleiche Ideen haben und sie gemeinsam angehen.
Die Juror*nnen haben klare Meinungen und treten für diese auch ein. Und geben trotzdem zweite Chancen. Deswegen: Wir freuen uns, wenn gute Anfangsideen nochmal besser ausgearbeitet werden. Hier noch mal der Link zum Bewerbungstraining.
Apropos Power: Wir setzen für die nächsten Runden zusätzlich einen Prototype-Dash auf, in der “was fehlt” mit den Leuten “die es umsetzen können” gematcht werden können – und dann vielleicht noch vielfältigere Einreichungen eingehen. Damit auch diejenigen Prototypen anregen können, die sie nicht selber bauen wollen.
Update : Wir haben am 6.6. die zusammengefasste Kritik an OpenPGP konkretisiert.