Krankheitsabrechnung zurück in Ärzt*innenhand
Wir geben Ärzt*innen und Patient*innen die Kontrolle über ihre Abrechnungsdaten.
Welche gesellschaftliche Herausforderung adressiert euer Prototyp?
Persönliche Gesundheitsdaten sind besonders schützenswert. Darüber hinaus sind sie finanziell und wissenschaftlich enorm wertvoll. Das gilt sowohl für den Einzelnen als auch gesamtgesellschaftlich. Heute ist es so, dass gerade die Menschen, die diese Daten erzeugen und denen sie eigentlich gehören – die Patient*innen – nicht von diesem Schatz profitieren. Auf der einen Seite stehen die Befunde, Laborergebnisse und weitere Datensätze, auf der anderen Seite die Erstattung durch die Kassen. Die Abrechnungsdaten müssen bisher über nicht vollständig offengelegte Schnittstellen quartalsweise an die Kostenträger übermittelt werden, denn sonst erhalten Ärzt*innen und Kliniken kein Geld. Gleichzeitig lässt sich aus den hierin enthaltenen Diagnosen und durchgeführten Eingriffen (ggf. auch Medikamente) relativ einfach ein präzises Bild des individuellen und aggregierten Gesundheitszustandes gewinnen. Aus historischen und politischen Gründen liegen allerdings die Abrechnungsdaten aktuell in der Hand weniger, konzerneigener, intransparenter Unternehmen. Diese verwerten die kostenlos (!) erworbenen Datenmengen mit erheblichem Gewinn. Das Projekt hilft dabei, dieses Ungleichgewicht und die Ungerechtigkeit mittels eines neuen Abrechnungsmoduls zu beseitigen. Dazu wird das etablierte Open-Source Softwarepaket GnuMed erweitert, dem ein solches bisher fehlt. Patient*innen und Ärzt*innen profitieren und sind/bleiben die “Bestimmer*innen” hinsichtlich ihrer persönlichen, intimen Daten.
Wie geht ihr das Problem an?
Die Ausgangsbasis bildet das seit Jahren international entwickelte “GnuMed”. Dabei handelt es sich um ein modulares Client/Server-System und um eine zentrale PostgreSQL-Datenbank. PostgreSQL ist für Projekte solcher Größenordnung als führendes objektrelationales Datenbanksystem mit offener Lizenz bestens geeignet. In die bestehenden, jahrelang gut funktionierenden, ausgereiften und aufeinander eingespielten Module wird im Rahmen des Projekts nicht eingegriffen. Es werden neue Module programmiert, durch die die Abrechnung mit den Kostenträgern und Krankenkassen ermöglicht wird. Die bestehende Logik wurde mit Python3 erstellt, die grafische Benutzerführung mit dem Framework wxPython; auf diese Bausteine setzt auch das Projekt. Umfangreiche Testmodule stellen die Integrität jeden neuen Commits sicher. Voraussichtlich werden Docker-Container eingesetzt, um die Entwicklung einfacher umsetzen zu können. Das gesamte Prozedere findet auf der offenen Plattform GitLab statt.
An wen richtet sich euer Tool?
Die Lösung kann grundsätzlich von allen Ärzt*innen in Praxen und Kliniken eingesetzt werden.