Bewerbt euch! Der Prototype Fund geht in die 8. Runde
Nachdem uns über die letzten sieben Runden Projektvorschläge zu so unterschiedlichen Feldern wie Machine Learning oder Vertrauen in und durch Technologie erreicht haben, wollen wir mit dem 8. Durchgang ab dem 1.2.2020 noch einmal die ganze Bandbreite von Public Interest Technologie einfangen.
Während wir in den bisherigen Schwerpunkten beispielsweise den Fokus darauf gelegt haben, welche Ansätze Entwickler*innen verfolgen, um Nutzer*innen und ihre Daten zu schützen oder Maschinen lernen zu lassen, ist uns wichtig zu sehen, welche Themen euch darüber hinaus umtreiben – und wie sich das Ökosystem entwickelt hat.
Denn: Eure Projektideen haben uns immer wieder überrascht und neue Blickwinkel eröffnet. In welchen Kontexten wollt ihr Innovationen adaptieren, wo liegt euer Forschungs- und Anwendungsinteresse? Mit dieser Frage beschließen wir die achte Runde so, wie wir in die erste gestartet sind: offen für eure Expertise.
Die vier Säulen des Funds – Civic Tech, Data Literacy, Datensicherheit und Software-Infrastruktur – bieten weiterhin den Rahmen zur Orientierung und werden durch eure konkreten Projektideen ausdefiniert.
Wir sind überzeugt, dass die aktive Auseinandersetzung mit den Potenzialen und Herausforderungen von emergenten Technologien die Grundlage für die Gemeinwohlorientierung von Tools und Infrastrukturen darstellt und Voraussetzung für eine kritische Beschäftigung mit Technologie ist.
Wer ein grundsätzliches Verständnis davon hat, welche Möglichkeiten Code bietet – aber auch, welche Herausforderungen mit seiner Weiterentwicklung verbunden sind – der kann sich auch vorstellen, wie er gewinnbringend für die Gesellschaft eingesetzt werden kann und aktiv daran mitarbeiten.
Innovative Anwendungen sind kein Allheilmittel, aber können dazu beitragen, auf die drängenden gesellschaftlichen, politischen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit einzugehen: Das Projekt Multimodale Routing Engine für Rollstuhlfahrer*innen beispielsweise ermöglicht es Menschen, die mit körperlichen Beeinträchtigungen leben, selbstständig am Verkehr teilzunehmen, indem es barrierefreie Routen vorschlägt. Als positiver Nebeneffekt wird dabei CO2 eingespart. Ernte teilen vernetzt Bauernhöfe und Verbraucher*innen, die sich für solidarische Landwirtschaft einsetzen und ermöglicht so eine bessere Ressourcenplanung. Der Datenguide bereitet offizielle statistische Daten auf und macht sie der interessierten Öffentlichkeit in strukturierter Form zugänglich. Wie diese drei Beispiele zeigen, ist die Palette der Anwendungsbereiche kaum überschaubar.
In unserer Begleitforschung haben wir übergeordnete Trends identifiziert, welche als Inspiration für Projekteinreichungen dienen können – aber nicht müssen. Manche davon – wie Kryptografie – treiben die Tech-Szene und Entwickler*innen natürlich schon seit vor Beginn des Prototype Funds 2016 um, andere stellen neue Entwicklungen dar.
Beispiele für übergeordnete Trends und Themen sind:
Hyperobjekte: Hyperobjekte dehnen sich räumlich und zeitlich aus – nur mit technischen Hilfsmitteln wie Maps oder Modellierungen können wir sie als Ganzes überblicken und ihre Zusammenhänge analysieren. Beispiele sind Verbreitungswege von Epidemien oder Monitoring von Marktverhalten. Wie kann Software weiter dazu beitragen, Ansätze zur Verarbeitung und Darstellung von komplexen Informationen zu entwickeln?
Überwachungskapitalismus und Überwachungsstaaten: Nutzer*innen liefern laufend (oft unfreiwillig) Daten an Tech-Konzerne – aber auch an Staaten, die zum Teil ganze Überwachungssysteme aufbauen, welche u. a. auf Gesichtserkennung im öffentlichen Raum basieren. Wie kann dieser Form und anderen Formen der Entmündigung entgegengewirkt werden?
Technologie in Protestkontexten: Mithilfe technischer Tools kann sich die Zivilgesellschaft – wie zuletzt gesehen in Hongkong – selbstorganisiert dabei unterstützen, ihre Bürgerrechte wahrzunehmen und sich beispielsweise bei Eskalationssituationen auf Demonstrationen vernetzen und über Polizeipräsenz informieren.
Gender Gap in der IT: Neue Technologien müssen unterschiedliche gesellschaftliche Zugänge und einen übergreifenden Digitalisierungsansatz ermöglichen, anstatt sich lediglich als technikzentrierte Entwicklungen zu begreifen – denn Tools sollen nicht nur einer privilegierten Minderheit zugute kommen, sondern möglichst vielen. Damit das gelingt, wird zum Beispiel diese Software eingesetzt, die unter anderem Diversity in Entwickler*innenteams untersucht.
Auf technischer Ebene stechen diese Trends hervor:
“Die Cloud”: Konzerne, die Cloud-Services anbieten, nutzen häufig nichtkommerzielle Open-Source-Lösungen. Wie kann das Ökosystem hier weiterentwickelt werden?
FinTech: Neue technische Finanzprodukte, wie China oder Facebook mit “Libra” sie planen, bringen nicht nur technische sondern auch geopolitische Herausforderungen mit sich.
Edge Computing: Die Rechenleistung mobiler Geräte – und die Anforderungen daran – werden weiter steigen.
Internet of Things: Vernetzte Geräte bergen Sicherheitsrisiken. Open-Source-Software kann dabei helfen, sie zu schließen.
Interoperabilität: Viele der positiven Aspekte des Internets gehen auf seine Standards und die globale Interoperabilität zurück. Wie können diese erhalten bleiben, wenn das Internet weiter fragmentiert wird, weil unterschiedliche (nationale) Ansätze zu seiner Regulierung bestehen?
Unabhängig von den konkreten, einzelnen Trends wird klar, dass das “digitale Ökosystem” sich immer entsprechend jener Herausforderungen verändert und entwickelt, denen wir in der “analogen” Welt begegnen. Deshalb ist es nötig, dass Technologie und gesellschaftliches Engagement sich vernetzen, ineinandergreifen und neue Synergien schaffen, um Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen.
Und ihr könnt Teil davon sein! Bewerbt euch mit eurer Projektidee vom 1.2.2020 bis zum 31.3.2020 auf unserer Bewerbungsplattform und erhaltet die Chance auf bis zu 47.500 € Förderung sowie Coachings und Beratung.
Mehr Infos zu den Förderbedingungen findest du hier.