30.May 2024

Was wurde aus… Voice-QL?

In acht Jahren Prototype Fund haben wir viele Projekte kommen und gehen gesehen. Wir wollen zurückschauen, euch einige Projekte von früher vorstellen und schauen, wie es ihnen jetzt so geht. Mit diesem Überblick soll auch die Frage nach nachhaltiger Projektentwicklung in den Fokus rücken, denn wir werfen einen Blick darauf, wie diese im FOSS-Bereich funktioniert – oder aber auch nicht. Von Folgeförderungen über den Produktivbetrieb auf Spendenbasis oder mit Geschäftsmodell bis zur Aufgabe des Projekts ist dabei alles vertreten.

Im vierten Teil der Reihe geht es um Voice-QL aus Runde 12. Voice-QL ist ein Sprachassistent, der – neben der visuellen – eine alternative Zugriffsmöglichkeit auf Datenbanken bietet.

Darum geht es:

Für die meisten Menschen in unserer Gesellschaft gehört die Nutzung von PCs, Smartphones oder Tablets untrennbar zu ihrem Alltag. Ein beträchtlicher Teil von ihnen ist auch im Arbeitsleben auf deren Benutzung angewiesen. Übersehen wird dabei oft, dass das nicht allen Menschen gleich leichtfällt: Wer mit einer Sehbehinderung oder motorischen Einschränkung lebt, stößt auch in der digitalen Welt auf Barrieren. Umfangreiche Datenbestände, die in Tabellenform vorliegen, können beispielsweise ohne Kenntnis von Datenbanksprachen von Menschen mit den genannten Einschränkungen oft nur schwer inhaltlich erfasst werden.

Um dieser Problematik zu begegnen, bietet Voice-QL einen sprachbasierten Zugriff auf solche Inhalte. Mithilfe von Sprachbefehlen können Datenbanken navigiert werden: Konkret handelt es sich um ein Dialogmodell für Sprachassistenten, das eine leichter zugängliche Möglichkeit bietet, Informationen aus Datenbanken abzurufen. Der Sprachassistent reagiert auf gesprochene oder getippte Sprachbefehle und ermöglicht es Nutzenden, durch den Inhalt der Datenbank zu navigieren, ohne einen Bildschirm oder eine Tastatur berühren zu müssen.

So ging es nach dem Prototype Fund weiter:

Das Projekt Voice-QL war am Ende eine „runde Sache“, die direkt eingesetzt werden konnte. Im Zuge dessen sind unter anderem einige Tools und Plugins entstanden, die unabhängig von Voice-QL weiter genutzt werden können.
 
Entwickler Frank Börncke berichtet: “Es gab durchaus mehrere Ideen zur Weiterentwicklung, jedoch fehlten mir zu dem Zeitpunkt die Ressourcen, um mich privat in dem erforderlichen Maße weiterhin zu engagieren. Man muss ja auch Miete zahlen und seinen Beitrag zum Familienunterhalt leisten. Hätte es eine Möglichkeit für eine Anschlussförderung gegeben, wäre die Entwicklung sicher anders verlaufen.”
 
Nur ein halbes Jahr später ergaben sich noch ganz andere  Herausforderungen: Fortschrittliche LLMs und KI-Lösungen kamen neu auf  den Markt, die den Anwendungsfall, dem sich Voice-QL widmet, mit deutlich weniger Aufwand und technisch ganz anders lösen konnten.

“Zu diesem Zeitpunkt erschien mir eine Weiterentwicklung dann auch nicht mehr sinnvoll”, so Frank. Trotz des jähen Endes ergab sich ein positiver Effekt für den Entwickler: “Diese Erfahrung hat mich dazu motiviert, mich intensiv mit LLMs zu beschäftigen. Denn ich erkenne, dass sich mein Berufsbild in den nächsten zehn Jahren erheblich verändern wird und es auch einen gesellschaftlichen Impact geben wird – unabhängig davon ob man KI nun mag oder nicht.”

Was wurde aus… Voice-QL?