Was wurde aus… OpenSanctions?
In acht Jahren Prototype Fund haben wir viele Projekte kommen und gehen gesehen. Wir wollen zurückschauen, euch einige Projekte von früher vorstellen und schauen, wie es ihnen jetzt so geht. Mit diesem Überblick soll auch die Frage nach nachhaltiger Projektentwicklung in den Fokus rücken, denn wir werfen einen Blick darauf, wie diese im FOSS-Bereich funktioniert – oder aber auch nicht. Von Folgeförderungen über den Produktivbetrieb auf Spendenbasis oder mit Geschäftsmodell bis zur Aufgabe des Projekts ist dabei alles vertreten.
Im dritten Teil der Reihe geht es um OpenSanctions aus Runde 10: Das Projekt sammelt Profile über Personen und Firmen, die Ziel internationaler Sanktionen oder aufgrund von kriminellem Verhalten oder als politische Mandatsträger*innen ins öffentliche Interesse gerückt sind. OpenSanctions macht diese Daten einfach und strukturiert nutzbar.
Darum geht es:
Beträchtliche Geldmengen fließen durch Offshore-Finanzplätze – oft als Konsequenz des korrupten Handelns kleiner Eliten in Ländern mit schwachen demokratischen Institutionen. Marode staatliche Infrastrukturen und Armut sind nur einige der zahlreichen negativen Folgen. Um dies aufzudecken, müssen Journalist*innen und andere Fachleute wissen, wer die Verantwortlichen sind. OpenSanctions fasst Daten, u. a. zu sogenannten „persons of interest“, aus einer Vielzahl von Quellen zusammen, um eine zentrale und leicht zugängliche Ressource bereitzustellen.
Die Erhebung dieser Daten ist ein arbeitsintensiver Prozess, der auch die Datenbereinigung und Qualitätssicherung umfasst. Forscher*innen, Journalist*innen oder Finanzdienstleister*innen haben potenziell Interesse an Informationen über von Sanktionen betroffene Entitäten, arbeiten aber nicht in gemeinsamen Strukturen und erledigen diese aufwendige Arbeit deshalb doppelt und dreifach.
Die Lösung des Problems liegt in nachhaltigen Data Commons – einer offenen Ressource, die hochwertige, aktuelle Daten bereitstellt, offen für Feedback ist und eine langfristige Lösung für die Datenbeschaffung bietet.
Im Rahmen des Prototype Funds wurde erreicht, einen reproduzierbaren und präzisen Datensatz aus den Daten zu generieren, eine lokale Installation sowie das Hinzufügen von Datenquellen einfach möglich zu machen. Außerdem werden die Einträge mit Details angereichert, um weitergehende Analysen zu ermöglichen.
So ging es nach dem Prototype Fund weiter:
Bereits während der Förderung wurde deutlich, dass neben Journalist*innen auch FinTechs, Banken und andere Unternehmen, die Sanktionsprüfungen über ihre Kund*innen durchführen müssen, Interesse an den bereitgestellten Daten hatten. Nach einer Anfangsphase, in der auf Sponsoring gesetzt wurde, wurde für die kommerzielle Nutzung der Daten eine separate Lizenz notwendig. So konnte aus dieser nicht beabsichtigten Zielgruppe einen Nutzen gezogen werden. „Damit war folgendes erreicht: 1. Journalist*innen, Forscher*innen und Aktivist*innen können weiter ohne Hürden auf das Material zugreifen. 2. Kommerzielle Nutzer*innen können die Daten im Ganzen erproben, bevor sie uns kontaktieren, um einen Lizenzvertrag zu schließen – und 3. Jede*r kann weiterhin von GitHub den (MIT-lizenzierten) Quellcode des Projektes installieren und sich einen eigenen Datensatz bauen, der nicht unter die CC-BY-NC-Lizenz fällt“, so Entwickler Friedrich Lindenberg. Die steigende Zahl an Anfragen kommerzieller Nutzer*innen machte bald nötig, das Projekt weiter zu professionalisieren, sodass OpenSanctions als eigenständiges Unternehmen gegründet wurde, in dem mittlerweile ein fünfköpfiges Team arbeitet. (Über die Fallstricke dieser Gründung lest ihr mehr in der Knowledge Base). Das Geschäftsmodell besteht dabei darin, den eigenen, freien Code für Kund*innen auszuführen und die notwendige Qualitätskontrolle durchzuführen – und das mit großem Erfolg.