Tools für eine starke Zivilgesellschaft
Konstatierte Politikverdrossenheit, gefühlte Machtlosigkeit, Fehlinformationen: Der gesellschaftspolitische Stand der Dinge macht vor allem negative Schlagzeilen. Dabei gibt es jede Menge digitaler Werkzeuge, die uns dabei unterstützen, wenn wir aktiv werden und uns organisieren wollen. Für die 2. Runde des Prototype Funds haben wir daher einen zusätzlichen Themenschwerpunkt gewählt: Tools für eine starke Zivilgesellschaft.
Wir wünschen uns mehr Tools, die uns dabei helfen uns zu vernetzen, zu organisieren, und es uns ermöglichen, selbstbestimmt aktiv zu werden und politisch zu handeln. Einige solcher Werkzeuge gibt es bereits. Aber immer noch setzen viele Menschen auf unsichere Lösungen, auf Insellösungen, die andere Communities ausschließen, oder auf solche, die nicht für alle erschwinglich oder zugänglich sind. Deshalb glauben wir, dass es sich auch für bestehende Projekte lohnen kann, nutzerfreundlicher zu werden und offene Standards zu verwenden oder zu entwickeln, und damit stärker nach außen und in die Zivilgesellschaft hinein zu wirken.
Das klingt alles noch sehr abstrakt? Um greifbarer zu machen, wie “Tools für eine starke Zivilgesellschaft” aussehen können, haben wir eine kleine Auswahl für Euch zusammengestellt.
Natürlich ist das Thema viel breiter und umfasst mehr Bereiche als die aufgeführte Liste, diese ist lediglich ein kleiner Auszug. Wir freuen uns auf Eure eigenen Ideen und Konzepte!
Organisation – Mit dem Dudle gibt es ein einfaches Werkzeug, um über Termine oder Themen abzustimmen. Und noch viel besser: Im Gegensatz zum vielleicht bekannteren Doodle legt das Dudle wert auf Eure Privatsphäre: Alle Abstimmungen, die Ihr anlegt, werden gelöscht, und Dudle bietet Euch gar nicht erst die Möglichkeit, ihm die Emailadressen Eurer Freund*innen anzuvertrauen.
Kommunikation – Aktivismus ist schon lange nicht mehr nur lokal, und ein Dudle für das nächste Treffen ist deshalb nicht immer die richtige Lösung. Anwendungen, die Menschen helfen sollen, besser und einfacher in der Gruppe miteinander zu kommunizieren, gibt es wie Sand am Meer. Für die Whatsapp-Verfechter gibt es mit Signal eine Alternative, die so gut ist, dass Whatsapp ihre Kryptographie einfach übernommen hat. Im Gegensatz zu Whatsapp speichert Signal aber viel weniger Daten über Euch.
Wir vom Prototype Fund nutzen für unsere Kommunikation übrigens das Open-Source-Tool Riot. Riot ist nicht nur Open Source und für viele Betriebssysteme verfügbar, es ist auch ein Brückenbauer unter den Kommunikationswerkzeugen: Es ist sowohl mit IRC als auch mit Slack verknüpfbar und zwingt deshalb nicht alle Nutzer*innen dazu, ihre bevorzugte Plattform zu wechseln.
Aber es müssen nicht immer Kommunikations- oder Organisations-Tools sein, bei digitalen Werkzeugen für die Zivilgesellschaft geht es auch um die einfache Auffindbarkeit von Informationen, das Teilen von Wissen und neue Möglichkeiten der Partizipation.
Information – Das Tool Kleine Anfragen sammelt Anfragen der Landesparlamente und des Bundestages und macht sie einfach auffind-, durchsuch- und verlinkbar. Warum? – Im politischen Betrieb sind Kleine Anfragen ein wichtiges Instrument, und in den Antworten verstecken sich immer wieder interessante Details.
Partizipation – Die Plattform DemocracyOS ermöglicht es Nutzer*innen, Anträge zu entwerfen, sie gemeinschaftlich zu bearbeiten, über Vorschläge zu debattieren und abzustimmen. Ob es dabei um einen kleinen Verein oder die Rettung der Welt geht, ist ganz egal – alle können mitmachen.
Dokumentation – Vor einigen Jahren haben die Sunlight Foundation & die Open State Foundation die Anwendung Politwoops entwickelt. Das Tool archiviert gelöschte Tweets von Politiker*innen. Eine simple Idee, die mittlerweile für mehrere Länder und deren politische Twittersphären umgesetzt wurde.