Fairtronics
Wir identifizieren Menschenrechtsverletzungen bei der Produktion von Elektrogeräten.
Welche gesellschaftliche Herausforderung wollt ihr mit eurem Prototypen lösen?
Auf allen Stufen der Lieferkette von Elektronikprodukten kommt es zur Verletzung von Menschenrechten.
Über die Arbeit mit dem FairLötet e. V. hat das Projektteam die Erfahrung gemacht, dass gerade kleinere Elektronikhersteller zwar für diese Herausforderungen sensibilisiert sind, ihnen jedoch konkrete Handlungsoptionen fehlen.
Gleichzeitig fehlt für klassische Methoden des Nachhaltigkeitsmanagements wie Lifecycle Assessments in der Regel das Budget. Mit dem Projekt soll ein niedrigschwelligen Einstieg in die Nachhaltigkeitsanalyse ermöglicht werden. So können Hersteller selbst die risikoreichsten Komponenten ihrer Geräte identifizieren und gezielt Handlungsalternativen entwickeln.
Wie geht ihr das Problem an?
Auf einem Internet-Portal sollen Interessierte die Fairness von Elektronik-Produkten analysieren lassen können. Es kann eine Teile-Liste zur Analyse eingegeben werden. Durch ein Social-Lifecycle-Assessment (S-LCA) werden mit offenen Daten soziale Risiken wie Menschen- oder Arbeitsrechtsverletzungen berechnet. Ein grafisches Interface bereitet die Sozialanalyse für Laien verständlich auf und liefert eine Einordnung der berechneten Risiken. Zudem werden Bauteile hervorgehoben, welche besonders hohes Risiko beitragen. Dadurch sollen die Nutzer*innen für soziale Risiken sensibilisiert und zum Nachdenken über Designalternativen angeregt werden.
Als Berechnungsgrundlage dient eine Modellierung des Elektronikprodukts durch generische Bauteile. Diese bilden die Zusammensetzung der Bauelemente aus Rohstoffen ab. Weiterhin werden Statistiken über die Herkunft der einzelnen Rohstoffe sowie die damit jeweils verbundenen sozialen Risiken verarbeitet, welche aus frei verfügbaren Publikationen entnommen werden können. Um die Datenbasis aufzubauen und zu pflegen, erstellt das Projekt für den internen Einsatz ein spezialisiertes Datenerfassungswerkzeug. Für Nutzer*innen wird eine grafische Schnittstelle zur Eingabe der Teileliste eines Elektronikprodukts bereitgestellt. Datenerfassungswerkzeug und grafische Schnittstelle werden als Webanwendung realisiert. Auf Basis dieser Teileliste und der eingepflegten Datenbasis errechnet die quelloffene LCA-Software OpenLCA, welche über eine Programmierschnittstelle angebunden wird, eine Analyse der mit den einzelnen Teilen in Verbindung stehenden sozialen Risiken. Diese Analyse wird dem/der Nutzer*in wiederum im Browser ansprechend und verständlich präsentiert.
An wen richtet sich euer Projekt?
Elektronikhersteller, insbesondere kleinere Unternehmen und Startups, können mit dem Tool besonders risikobehaftete Komponenten identifizieren und mögliche Maßnahmen (z. B. alternatives Sourcing, Designalternativen) prüfen. Im Rahmen der Vereinsarbeit von FairLötet und darüber hinaus kann das Werkzeug zudem für Bildungszwecke eingesetzt werden, z. B. im Hochschulkontext oder auf Veranstaltungen mit Elektronik- oder Nachhaltigkeitsbezug.