Projektstatus: Im Einsatz

Leerstandsmelder - Für mehr Transparenz und neue Möglichkeitsräume

Wir machen Leerstand sichtbar.

#Runde12 #Stadt/Mobilität #Web-Apps
leerstandsmelder

Welche gesellschaftliche Herausforderung adressiert euer Prototyp?

Laut einer Schätzung des Bundesinstituts für Bau, Stadt- und Raumforschung (BBSR) stehen über 5 % aller Wohnungen in Deutschland leer. Die Gründe dafür sind vielfältig. Onlinehandel, der innerstädtische Gewerbeflächen obsolet macht, leere Büros während der Corona-Pandemie und ein Immobilienmarkt, auf dem sich Leerstand als Spekulationsobjekt rentiert. Am Gegenstand des Leerstands stellen sich Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Während auf dem Land ganze Innenstädte verschwinden und es kaum noch Räume der Begegnung gibt, werden in den Großstädten Bewohner*innen wegen steigender Mieten aus ihren Nachbar*innenschaften und sozialen Gefügen verdrängt. Leerstand erschwert beiderorts lebendige städtische Gemeinschaften. Zugleich steht die Stadtpolitik vor großen ökologischen Herausforderungen. Bisherige städtebauliche Strategien von Abriss und unökologischen Neubauten sind in Zeiten der Klimakrise nicht mehr zeitgemäß. Stattdessen müssen Umwidmung, Umnutzung und Weiterentwicklung bestehender Gebäude vorangetrieben werden. Auch hier muss die Belebung von Leerstand als Lösungsansatz einbezogen werden.

Leerstandsmelder.de ist eine Online-Plattform, die seit 2010 die Themen Wohnraumpolitik und Stadtentwicklung bearbeitet. In circa 30 deutschen Städten wird sie von Ehrenamtlichen betreut, die regional leerstehende Gebäude, Wohnungen und Gewerbe auf einer Karte eintragen. Sie soll Transparenz im wohnpolitischen Umfeld fördern, als Werkzeug der Zivilgesellschaft dienen, um Missstände aufzuzeigen und die Debatte um einen verantwortungsvollen Umgang mit Leerstand anregen sowie den Bewohner*innen die Möglichkeit geben, ihre Umgebung durch alternative Nutzungen aktiv mitzugestalten. Leerstandsmelder.de trägt als Datenprojekt aus Perspektive der Zivilgesellschaft zu einem alternativen Datenpool bei.

Wie geht ihr das Problem an?

Das Projekt gliedert sich in zwei Bereiche, die über eine Webseite realisiert werden. Das Frontend oder  UI wird responsive und barrierearm sein und als SPA auch als mobile Anwendung funktionieren (VueJS, OpenLayers). Es bietet den Nutzer*innen die Möglichkeit, Leerstände einzutragen und bestehende Einträge zu durchsuchen und fortzuschreiben. Dabei können verschiedene Zustände einer Immobilie erfasst und Skizzen für zukünftige Nutzungen eingetragen werden. Die Anwendung bietet einer definierten Gruppe von Moderator*innen die Möglichkeit, Eingaben zu überprüfen und rechtlich bedenkliche Aussagen zu kommentieren und moderieren. 

Als Backend-System wird eine Open-Source-Kartierungssoftware verwendet (ORTE Backend). Diese bietet bereits grundlegende Funktionen an. Die Software muss um die für den Leerstandsmelder relevanten Daten und Funktionen erweitert werden. Hierzu Rechtemanagement, Versionierung und Schnittstellen. Das Backend wird mit Ruby on Rails realisiert. 

An wen richtet sich euer Tool?

Leerstandsmelder.de versteht sich als Crowdsourcing-Initiative im Themenfeld Wohnungs- und Stadtpolitik und richtet sich somit an alle interessierten Bürger*innen und an stadtpolitisch aktive Gruppen, die Leerstand melden wollen. Es gibt bereits ein solches Netzwerk aus Akteur*innen, die leerstandsmelder.de für ihre Arbeit nutzen. Das ehrenamtliche Leerstandsmelder-Team ist darüber hinaus in Initiativen des Recht-Auf-Stadt-Netzwerkes sowie #200Häuser (Berlin) aktiv.

Sekundär ist die Plattform auch für Kommunen und wissenschaftliche Untersuchungen zu Verlaufsgeschichten und regionalen Spezifika von Leerstand interessant.