Feminizidmap
Wir helfen dabei, Femizide in Deutschland zu dokumentieren.
Welche gesellschaftliche Herausforderung adressiert euer Prototyp?
In der Politik werden Femizide als Problem des globalen Südens abgetan und in Europa nicht ernst genommen. In Deutschland werden sie in der Kriminalstatistik nicht einmal erfasst. Eine erste Auswertung von Morden in intimen Partnerschaften letztes Jahr zeigte, dass in Deutschland jeden dritten Tag ein Mann seine (Ex-)Partnerin tötet. Dies beschreibt dabei nur eine von vielen Varianten des Femizids.
Sozialwissenschaftler:innen forschen seit Jahren zu diesem Problem und auch in der Zivilgesellschaft nehmen sich immer mehr Projekte diesem Thema an. Ihnen fehlt jedoch eine solide Datengrundlage: Bislang müssen die Daten manuell aus Nachrichten gesammelt werden. Hier setzt Feminizidmap an.
Wie geht ihr das Problem an?
Feminizidmap hilft dabei Femi(ni)zide, also Morde an Frauen aufgrund ihres Geschlechts, in Deutschland zu dokumentieren und stellt gewonnene Daten für akademische Forschung und zivilgesellschaftlichen Aktivismus zur Verfügung.
Feminizidmap hat zwei Hauptkomponenten. Zum ist das eine Webapp, die mit der Datenbank kommuniziert und das Hauptinterface der Dateneingabe und Verwaltung bildet. Darauf aufbauend entsteht zum anderen eine REST-API, welche die Datenabfragen regelt und Auswertungen vornehmen kann. Auf dieser Grundlage sollen zwei weitere Apps entstehen: Eine Visualisierungs-App, die automatisiert einen Jahresbericht erstellt, und eine Export-App, in der relevante Daten aus dem Bestand zusammengefasst und heruntergeladen werden können.
In allen Bereichen stehe ich direkt mit der Gruppe hinter Feminizidmap.org in Austausch, um eine gute Userexperience zu gewährleisten und inhaltliches Feedback zu bekommen. Ich unterstütze die Forscherinnen hinter Feminizidmap.org seit 2018 auf technischer Seite. Der Wunsch nach einer eigenen Software zur Dokumentation besteht von Anfang an. Die Gruppe ist mit ähnlichen aktivistischen Gruppen in Deutschland, Spanien und Mexiko vernetzt und tauscht sich in akademischen Netzwerken in Deutschland und Finnland aus.
An wen richtet sich euer Tool?
Die direkte Zielgruppe von Feminizidmap sind Projekte, die sich mit der Dokumentation von Femi(ni)ziden beschäftigen. Die Projekte rund um Gewalt gegen Frauen sind untereinander und international gut vernetzt und stehen im Austausch. Die erweiterte Zielgruppe sind Sozialwissenschaftler:innen und Aktivist:innen, die von den geöffneten Daten Gebrauch machen können.