BigBang
Wir machen die Produktion digitaler Infrastrukturen transparenter und rechenschaftspflichtiger.
Welche gesellschaftliche Herausforderung adressiert euer Prototyp?
“Infrastruktur setzt die unsichtbaren Regeln, die die Räume unseres Alltags bestimmen”, schreibt die Sozialgeografin Keller Easterling, “Veränderungen in der sich globalisierenden Welt werden nicht in der Sprache des Rechts und der Diplomatie, sondern vielmehr in der Sprache der Infrastruktur geschrieben”. BigBang existiert, um die Machtdynamiken zu analysieren, die Informationsinfrastrukturen erzeugen und damit das Rückgrat der Informationsgesellschaften bilden.
Diskussionen über Normen des Internets beschränken sich allzu oft auf das, was sichtbar ist, z. B. Suchmaschinen und soziale Netzwerke. Die dahinter liegende Infrastruktur, die alles Sichtbare ermöglicht und formt, wird häufig als neutral oder als unveränderlich angesehen. Es ist jedoch auch hier wichtig, die Beteiligten mit ihren Hintergründen kritisch zu untersuchen.
BigBang ermöglicht dies durch quantitative Methoden zur Analyse von Koproduktions- und Wettbewerbsprozessen, Zugehörigkeiten und sozialen Netzwerken, deren Zentralität und Einfluss, Konfliktentstehung und -lösung. Folglich gewinnen Forschende, Journalist*innen und Bürger*innen neue Perspektiven, um Normgremien und Organisationen zur Rechenschaft zu ziehen.
Wie geht ihr das Problem an?
Ziel von BigBang ist es, die Produktion digitaler Infrastrukturen transparenter und rechenschaftspflichtiger zu machen. Dazu werden öffentliche Mailinglisten, Dokumente und weitere netzbasierte Medien von Open-Source Software Projekten (z. B. Debian) und Normgremien (z. B. IETF und ICANN) mit statistischen Analysemethoden wie Häufigkeitsverteilung, Diskursen und Zeitreihen untersucht.
BigBang hat bereits aktive Entwickler*innen- und Nutzer*innengruppen, die mithilfe eines Verhaltenskodex und Vorfallsregisters zusammen arbeiten. Wir versuchen die Software benutzer*innenfreundlich zu gestalten, indem viele Beispiele bereitgestellt werden, die verschiedene Funktionalitäten und Methodiken verdeutlichen.
An wen richtet sich euer Tool?
Die bisherigen Nutzenden und Entwickelnden kommen aus der Zivilgesellschaft, der Medienwissenschaft, Computersoziologie, Anthropologie, Politikwissenschaft und der Rechtswissenschaft. Darüber hinaus besteht Potenzial für eine noch weit größere Nutzer*innengruppe.