MIT Lizenz FTW – oder nicht?
Wenn ihr euch beim Prototype Fund bewerbt, verpflichtet ihr euch, euer Projekt Open Source zu stellen, eure Ergebnisse also dauerhaft mit anderen zu teilen und sie diesen zur weiteren Nutzung zur Verfügung zu stellen. Um dies umzusetzen, müsst ihr euer Projekt unter eine Open-Source-Lizenz stellen. Eine erste Übersicht zu Lizenzen haben wir euch hier bereits verschriftlicht. In dem Beitrag haben wir auch aufgezeigt, welche Lizenzen bei den von uns geförderten Projekten am beliebtesten sind bzw. am meisten genutzt werden. Darunter: Die MIT Lizenz. Und dieses Ergebnis kommt natürlich nicht von ungefähr, weil wir diese Lizenz empfehlen.
Was sagt die MIT Lizenz aus?
Die MIT Lizenz zählt zu den freizügigen/permissiven Lizenzen. Das bedeutet, dass Nutzer*innen eures Projekts den Quellcode nicht mit veröffentlichen müssen, aber die Lizenz nicht verändern dürfen, den Vermerk also immer weiter angeben müssen.
Wie der Lizenz-Vermerk auszusehen und was er beinhalten muss, könnt ihr z. B. bei der Open Source Initiative nachlesen. Natürlich könnt ihr den Text auch nach euren Bedürfnissen anpassen, dann handelt es sich eben nur nicht mehr um die MIT-Lizenz.
Die MIT Lizenz wird gern als einfache und klare Lizenz beworben. Sie ist kurz gehalten und für einen Rechtstext ziemlich gut verständlich. Unter ihr ist es gestattet:
- Das Material für kommerzielle oder
- private Zwecke zu verwenden,
- weiterzugeben und
- zu verändern
- unter der Bedingung, dass der Lizenz-Vermerk mit dem Material verbleibt.
Sie enthält zudem eine Haftungsbeschränkung und bietet keine Garantie.
Kritik an der Lizenz
Damit kommen wir auch schon zu den Punkten, die an der Lizenz kritisiert werden. Denn die offene Ausgestaltung kann beispielsweise auch bedeuten, dass es möglich ist, Teile des Quellcodes unter Patent zu stellen und den Gebrauch damit an Gebühren zu knüpfen. Dies ist ein beliebtes Vorgehen von sogenannten “Patent-Trolls”. Obwohl dies aber theoretisch möglich ist, sehen Beobachter*innen der Open-Source-Szene darin nur eine geringe Gefahr.
Im Kontext von Proprietarisierung ist es zudem möglich, dass andere aufbauend auf eurem Quelltext eigene Änderungen unter Verschluss halten, z. B. um sich Marktvorteile zu sichern. Das ist besonders ärgerlich, weil dadurch der Open-Source-Gedanke, etwas ins Ökosystem zurückzugeben, unterlaufen werden kann. Damit zusammenhängend kann es unter der MIT-Lizenz auch möglich sein, dass Hersteller*innen von Produkten zwar den Quellcode entsprechend freigeben, aber insofern Abhängigkeiten schaffen, als dass veränderte Software-Versionen nicht mehr auf ihren Geräten laufen würden (“Tivoisierung”).
Wie wähle ich eine Lizenz aus?
Der Name zeigt es an, die Lizenz wurde ursprünglich vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) ins Leben gerufen. Es gibt sie seit den 1980er Jahren, wobei genaue Angaben zum Zeitpunkt schwanken. Seitdem wird sie von vielen Software-Entwickler*innen genutzt, u. a. für das Web-Framework Ruby on Rails, jQuery, Node.js, Bitcoin und viele weitere. Das Technology Licensing Office vom MIT beschränkt sich selbst übrigens nicht auf die MIT Lizenz, wie der Name vermuten lassen könnte, sondern empfiehlt grundsätzlich die BSD Lizenz, GPLv2 oder LGPLv2.
Die Wahl einer Lizenz kann aber von vielen Faktoren abhängen und lässt sich nicht (immer) pauschal beantworten. Ob und wie die oben aufgeführten Vor- und Nachteile der MIT Lizenz für euch und euer Projekt eine Rolle spielen, könnt ihr nur selbst entscheiden. Die Wahl der passenden Lizenz sollte in jedem Fall durchdacht und das Ergebnis im Zweifel auch angepasst werden. Hilfestellung bei der Auswahl einer Lizenz könnt ihr zum Beispiel hier finden. Schaut euch auch auf unserer Webseite um, welche unserer Förderprojekte bisher welche Lizenz gewählt haben und kontaktiert sie und andere Open-Source-Entwickler*innen zu ihren Erfahrungen mit dem Für und Wider einer bestimmten Lizenz. Um im Zweifel probiert die beliebteste Lizenz im Ökosystem aus: Die MIT Lizenz.