Wie der Public Interest Podcast zu seinem Jingle kam
Ein Podcast hat viele Elemente, die wir schon lange zum Beispiel aus Blogposts kennen — nur eben für die Ohren. Viele schriftliche Veröffentlichungen bekommen einheitliche grafische Stile, Illustrationen, wiederkehrende Icons und Coverbilder.
Ein solches Coverbild ist bei Radioproduktionen, Videos und Podcasts der Jingle. Er wird meist am Anfang, oft am Ende und manchmal auch als Trenner in der Mitte verwendet und ist so ein hörbares Logo, ein Avatar oder Icon. Wenn er am Anfang steht, wissen Hörer*innen schon in den ersten Momenten, um welche Serie oder Art von Beitrag es sich handelt. Es ist die Schwelle, über die der Podcast betreten wird – und genau das fehlte dem Public Interest Podcast zu Beginn noch.
Entwicklung der Idee
Für uns ist es wichtig, dass der Jingle die Offenheit und Aktualität der Themen um den Prototype Fund begleitet. Aber was kann rein ästhetisch zu einem Public Interest Podcast passen und was thematisch? Das schien am Anfang gar nicht einfach. Wir hatten zum Beispiel die Idee, eine Roboter-Band für uns spielen zu lassen.
Irgendwann kam der Gedanke, ein Stück Quellcode zu vertonen. Aber wie kann Programmcode klingen? Wir unterstützen die Entwicklung von Open Source, was vor allem Programmiercode ist. Programmieren findet nur selten auf einer Bühne und in der Öffentlichkeit statt und ist mit seinem Tastenklackern eher leise und akustisch monoton.
Aber wie klingt Code?
Als erstes dachten wir, geschriebenen Code zu Morsecode zu übersetzen. Das könnte eventuell ein guter Rhythmus werden. Aber beim Morsen ist immer nur derselbe Ton zu hören.
Ich habe eine kleine Spieluhr, für die man mit Lochstreifen Melodien programmieren kann. Lochstreifen sind eines der ersten Medien, die digitale Informationen zur Steuerung enthielten und einfach vervielfältigt werden konnten. Telegrafen verwendeten Lochstreifen mit Baudot-Code (auch Fernschreibcode oder Telexcode) – das ist ein einfacher 5bit-Code, mit dem das ganze Alphabet abgedeckt ist.
Die Buchstaben unseres Hauptthemas, nämlich „Public Interest Tech“, in Baudot-Code (ITA1) sehen so aus:
Das können moderne Musik-Sequenzer hervorragend in ein Notenmuster und somit in Töne und Klang übersetzen. Die MIDI-Noten im Sequencer sehen dann so aus:
Musik bitte!
Das klingt zwar – aber noch nicht so richtig nach einer Melodie. Das ist die Frequenzanalyse der rohen MIDI-zu-Sound-Übersetzung:
Ich habe dann die Töne auf verschiedene Instrumente aufgeteilt. Dabei habe ich mir angehört, welche Töne davon kombiniert nach einer Melodie klingen. Zum Teil habe ich sie tonal und rhythmisch verschoben, ein paar Noten weggelassen und überleitende Zwischentöne hinzugefügt, bis eine Melodie entstand, die wiedererkennbar und relativ eingängig ist.
Die Melodie bekam zudem einen sie tragenden, mit Arpeggio versehenen Bass und Akzente durch elektronische und gesampelte Percussions. So sieht das Frequenzspektrum des fertigen Jingles aus:
Das alles habe ich in Bitwig Studio arrangiert, dafür 10 verschiedene Instrumente benutzt und mit knapp 50 Effekten den Klang verschönert. Schlagzeuge und Bässe müssen komprimiert werden und damit es nicht kratzt, müssen Spitzen abgeschnitten werden. Equalizer zur Klangregelung sind in fast jeder Tonspur wichtig und dazu kommen noch Hall und Echo, die der Musik einen Raum geben.
Damit das Ende nicht abrupt stoppt und der Jingle angenehmer in die Sprache übergeht, gibt es am Ende Echo und Hall einzelner Tonspuren.
Geschmackssache
Wichtig ist dann noch die Meinung der anderen. Um bei der eigenen kreativen Arbeit nicht blind für die Wirkung zu werden, ist es wichtig, schon im Prozess Feedback einzuholen. Das Team und insbesondere Patricia haben mir mit ihren rein subjektiven Eindrücken sehr geholfen, mich auf das konkrete Ziel zu konzentrieren und auch ein paar Lieblinge rauszuschmeißen.
Wenn ihr also jetzt unseren Podcast hört, wisst ihr genau, was da ganz am Anfang zu hören ist.