Hinter den Kulissen – Teil I: Im Gespräch mit unserem Projektträger
Wer macht was beim Prototype Fund? Das ist für Außenstehende nicht immer leicht nachzuvollziehen. Deshalb möchten wir Licht ins Dunkel bringen!
Das Team vom Prototype Fund, das bei der Open Knowledge Foundation Deutschland angestellt ist, wird in seiner Arbeit von vielen weiteren Menschen unterstützt, die gemeinsam die Geförderten inhaltlich und administrativ betreuen. Das sind im Kern Coaches, ehrenamtlich Engagierte (z. B. auch die Jury), das BMBF und das DLR. Die Rolle des BMBF als politischer Akteur und Geldgeberin ist dabei den meisten klar. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist ein weiterer Akteur, mit dem wir als Team, aber auch die Geförderten viel Kontakt haben. Das DLR ist Projektträger (PT). Was bedeutet das? Und wie bringt sich das DLR im Gefüge rund um den Prototype Fund ein? All das und mehr hat das DLR für euch aufgeschlüsselt.
Fangen wir ganz vorne an: Was macht ein Projektträger grundsätzlich?
Forschung, Bildung und Innovation gezielt zu fördern – darum geht es dem DLR Projektträger. Zu unseren Auftraggebern zählen Bundes- und Landesministerien sowie Stiftungen. Sie stellen Fördermittel auf Basis strategischer Entscheidungen und Ziele bereit. Wir entwickeln Konzepte dafür und setzen dann die Förderprogramme um.
Im Falle des Prototype Fund ist die Auftraggeberin das BMBF. Warum werden die oben aufgeführten Aufgaben nicht vom BMBF übernommen? Welche Funktion erfüllt ein Projektträger für das Ministerium?
Die Anzahl an Förderprogrammen und Forschungsvorhaben wäre durch das Ministerium nicht zu bewältigen. Wir beim Projektträger sind deshalb vom BMBF beauftragt, diese umzusetzen. Innerhalb der förderpolitischen Vorgaben haben wir durchaus auch manchen Gestaltungsspielraum. Dieses Vorgehen ist international durchaus üblich, also externe Dienstleister*innen einzusetzen, die im Management von (Groß-)Projekten erfahren sind. Die Alternative, inzwischen selten, sind regierungseigene Agenturen.
Wir schließen eine Lücke in der Forschungsförderlandschaft. Das mag jetzt etwas getragen klingen, aber Förderung von Forschung, Bildung und Innovation ist für die Gesellschaft wichtig: Zum einen hilft sie, Antworten auf gesellschaftsrelevante Fragen in vielen Bereichen zu finden. Zum anderen stärkt sie Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorte und macht sie wettbewerbsfähig. So helfen Fördermittel beispielsweise, Erkrankungen effektiver zu behandeln, Menschen vor lebensgefährlichen Infektionen zu bewahren, Artenvielfalt zu erhalten, das Klima zu schützen, Kindern faire Bildungschancen zu eröffnen, die Wirtschaft durch Innovationen zu unterstützen und vieles mehr. Sie wirken ganz praktisch. Im besten Fall verbessern sie unsere Zukunft.
Für diese Projekte bieten wir eine gewachsene Kombination aus öffentlicher Verwaltungskompetenz, politischem Einschätzungsvermögen und Nähe zu Wissenschaft und Wirtschaft. Beim Fördermanagement steht der regelkonforme und effiziente Einsatz der Fördermittel stets im Fokus.
Das sind ja vor allem viele administrative Tätigkeiten. Wie muss man sich die Zusammenarbeit mit dem BMBF praktisch vorstellen?
Wir bereiten Förderempfehlungen hinsichtlich Förderfähigkeit und Einhaltung aller notwendigen Regularien vor und legen diese dem BMBF vor. Wir erarbeiten Entwicklungsmöglichkeiten der Fördermaßnahme und schlagen sie gemeinsam mit dem Team des Prototype Fund bei der OKF dem Fachreferat vor. Es gibt auch Diskussionen über unterschiedliche Herangehensweisen. Die Entscheidung für eine Maßnahme liegt letzten Endes aber im BMBF.
Ihr sitzt also an einer Schnittstelle. Wie sieht eure Tätigkeit in Bezug auf den Prototype Fund aus? Welche Rollen gibt es und warum sind sie wichtig?
Grundsätzlich unterscheiden wir in Fördermittelmanagement und wissenschaftliche Begleitung der Projekte. Letztere wird durch die wissenschaftlichen Referent*innen umgesetzt, die mit den Projekten Inhalte, wie z. B. die Auflagen und die Arbeitsplanung, besprechen.
Das Fördermittelmanagement betrachtet zunächst die Bonitätsprüfung, also ob die Antragstellenden oder Teams wirtschaftlich in der Lage sind, das Projekt umzusetzen, und zur Laufzeit vor allem den Zahlungsverkehr, also die Auszahlung nach Prüfung der Zahlungsanforderung, die Bearbeitung der Zwischennachweise und der Verwendungsnachweise.
Nach den Teams aus Fördermittelmanager*innen und wissenschaftlichen Referent*innen schauen im DLR-PT aber selbstverständlich noch die entsprechenden Prüfstellen auf die Unterlagen und im Ministerium die entsprechenden Mitarbeitenden, die letzten Endes auch über die Förderung entscheiden. Aber die Projekte bleiben dabei nicht im Verborgenen. Die Informationen werden auch pro Bewerbungsrunde gesammelt im Ministerium den leitenden Positionen vorgelegt, sodass über Abteilungsleitung und Staatssekretärsebene bis hin zur Ministerin die Informationen vorliegen. Der sogenannte Steckbrief wird dann der (politischen) Öffentlichkeit über den Bundestag zugänglich gemacht.
Was muss man für diesen Job können, was sind eure fachlichen Hintergründe?
Die meisten wissenschaftlichen Referent*innen im Projektträger haben selbst Forschungserfahrung und entsprechendes Know-how im Projektmanagement. Dies wird eingesetzt, um die Forschungsprojekte einerseits inhaltlich zu bewerten, zielführend zu begleiten und abschließend zu prüfen. Die Förderrichtlinien sind selbstverständlich den Themenschwerpunkten der Fachabteilungen zugeordnet, wodurch auch die Ausbildungen bzw. Arbeitserfahrungen der Mitarbeitenden überschaubar sind. Beim Prototype Fund sind eure wissenschaftlichen Referent*innen Informatiker*innen, Physiker*nnen, Ingenieur*innen oder Personen aus vergleichbaren Fachrichtungen. Aktuell ist im Team auch ein Psychologe!
Beim Prototype Fund fördern wir Public-Interest-Technologien, wie steht ihr zu dieser Ausrichtung an Technologieentwicklung mit gesellschaftlichem Mehrwert persönlich oder für eure Arbeit?
Bei allen unseren Fördermaßnahmen achten wir auf den gesellschaftlichen Mehrwert und damit einen gerechtfertigten Einsatz von Steuermitteln. Allerdings ist natürlich auch zu berücksichtigen, dass die Förderung allein nicht das Ziel sein kann. Es erfolgt eine Befähigung, eine Anschubleistung. Die Tragfähigkeit einer Idee, sei es wirtschaftlich oder durch das gemeinsame Interesse der Community, muss von vornherein erkennbar sein. Die Bandbreite an Ideen im Prototype Fund zeigt uns, dass es viele Bereiche gibt, in denen ehrenamtliches Engagement existiert und durch Förderung kann dies aufgebaut/erweitert werden. Die Arbeit beim Projektträger ist für uns persönlich sehr vielfältig. Und wir freuen uns, den Open-Source-Gedanken zu unterstützen.
Über die Jahre habt ihr bei dieser Tätigkeit nahezu 250 Projekte beim Prototype Fund kennengelernt. Gibt es Projekte oder Geförderte, die euch besonders in Erinnerung geblieben sind?
Leider ist die Laufzeit der Projekte mit sechs Monaten sehr kurz, sodass man mit den Projekten hauptsächlich zum Ende, also zum Demo Day oder in der Demo Week in den inhaltlichen Austausch kommt. Da dann die Projekte ihre Ergebnisse präsentieren, sprüht die Energie, und da sind so manche Projekte dabei, die nachklingen. Einerseits durch das oft altruistische Herangehen an die Aufgabe, oft aber auch durch den selbstlosen Einsatz und ihre Ideen, die manchmal, ihrer Zeit voraus, schon gesellschaftliche Veränderungen „vorhersagen“. Es würde sich hier ungerecht anfühlen, einzelne Projekte zu nennen. Jeder Jahrgang hat sehr viele Highlights!
Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, diese Fragen zu beantworten! Gibt es abschließend etwas, dass ihr potentielle Bewerber*innen oder Geförderte wissen lassen möchtet?
Uns ist wichtig, dass die Geförderten wissen, dass wir für Fragen auch direkt jederzeit zur Verfügung stehen. Wir wissen beispielsweise, dass wir manchmal viele Abkürzungen verwenden und erwarten nicht, dass andere sie auswendig kennen. Fragt immer gern nach, telefonisch oder per E-Mail – beides ist gut. Die Bewältigung der Administration kann neu und viel sein, auch hier helfen wir gern bei Fragen.
Das Interview führte Claudia Jach.