03.Jan 2019

Endlich zurück: Lesen&Lernen No. 12

Wir haben unsere Nasen&Augen wieder ein bisschen für euch in die Fachpublikationen und Tech-Ressorts gehalten und begrüßen zurück: Unsere eigentlich Lieblings-Serie „Lesen&Lernen“.

Isaac Asimov: 2019 revisited

https://www.thestar.com/news/world/2018/12/27/35-years-ago-isaac-asimov-was-asked-by-the-star-to-predict-the-world-of-2019-here-is-what-he-wrote.html

Im Jahr 1983 blickte Isaac Asimov, Science-Fiction-Autor der alten Garde und Vater der „Robotergesetze„, für den Toronto Star 35 Jahre in die Zukunft und erdachte seine Version des Jahres 2019. Jetzt, wo wir selbst in dieser fernen Zukunft angekommen sind, ist ein Abgleich von Vision und Realität angebracht. Drei Triebkräfte identifiziert er, die die Zukunft im Jahr 2019 bestimmen könnten: Atomkrieg, Computerisierung und die Nutzung des Weltraums. In seiner Analyse erstaunlich treffsicher zeigt Asimov, dass heute vermeintlich emergente Technologien eher ignorierte Technologien sind und wir sich abzeichnende Probleme lieber ignoriert haben, statt uns auf sie vorzubereiten. Die Hoffnungen, die der Utopist Asimov jedoch in der positiven Nutzung von Technik an uns richtete, haben wir nicht erfüllt.

Moneyquote: „Computerization will undoubtedly continue onward inevitably. Computers have already made themselves essential to the governments of the industrial nations, and to world industry: and it is now beginning to make itself comfortable in the home.“

Luca Caracciolo: Philosophen braucht das Land!

https://t3n.de/magazin/plaedoyer-fuer-geisteswissenschaftler-brauchen-mehr-246714/

Was Windelband einst eingefädelt hat, möchte Stanford oder zumindest t3n.de jetzt auflösen: Die strikte Trennung zwischen Geistes- und Ingenieurs- und Naturwissenschaften. Denn: Soziale Netzwerke zeigen, dass Lösungen, die allein unter dem Primat der Technik (die Wirtschaft wird in die Kritik leider nicht miteinbezogen) entwickelt werden, in ethischer Hinsicht mangelhaft sein können. Sogar Silicon Valley habe verstanden, dass hier Aufholbedarf besteht, insbesondere wenn Entwicklungen rund um Künstliche Intelligenz weiter zunehmen. Um mehr ethisches Bewusstsein in die Ingenieurswissenschaften zu bringen, plant Stanford nun eine Initiative zu „Ethik, Gesellschaft und Technologie“, woran der Autor die Frage anschließt: Wäre es nicht an der Zeit, die Trennung der verschiedenen Wissenschaftszweige gänzlich aufzuheben?
Nun ist der Gedanke, Informatik und Ethik zusammen zu bringen, nicht so richtig neu: Unter den Schlagwörtern „Computerethik“ oder „Informatik und Gesellschaft“ gibt es allein in Deutschland einige Lehrstühle, die sich dem Thema annehmen, und auch die Gesellschaft für Informatik hat eine Fachgruppe „Informatik und Ethik“(http://fg-ie.gi.de/). Leider sinkt die Zahl der Lehrstühle, die in den regulären Institutsbetrieb eingebunden sind, und die Diskussion an der Schnittstelle von Informatik, Ethik und Gesellschaft findet zunehmend in akademischen Spezialeinrichtungen wie z.B. dem Weizenbaum-Institut statt, die sich ausdrücklich der Forschung, nicht der Lehre verschreiben.

Moneyquote: „Künstliche Intelligenz und die zunehmende Automatisierung von Arbeitsprozessen verändern nicht nur, wie wir kommunizieren und uns informieren, sondern werden noch tief greifender unseren Alltag beeinflussen. Die ethische Naivität, die den Aufstieg der sozialen Medien begleitet hat, könnte dann noch fatalere Folgen haben.“

Cyd Harrell: Civic Tech as a Tween

https://medium.com/@cydharrell/civic-tech-as-a-tween-4cd780b971bb

Die Civic-Tech-Bewegung in den USA ist bereits 10 Jahre alt und bietet somit gutes Anschauungsmaterial für Lehren und Erkenntnisse, die die Civic-Tech-Bewegung in Deutschland nutzen kann. Zuerst das positive: Civic Hackers arbeiten mit hohem Engagement daran, das demokratische politische System zu verbessern, und immer öfter rennen sie dabei offene Türen ein. Auf Seiten der Institutionen und der gewählten Repräsentanten gibt es ein größeres Verständnis für den Bedarf an Systemreformen und Verbesserungen und somit auch eine höhere Bereitschaft für Kooperation. Was jedoch fehlt sind langfristig angelegte Strukturen und Ressourcen. Um diese aufzubauen ist es wichtig, Zusammenarbeit zu vertiefen, Voraussetzungen für Strukturänderung aufzubauen und bessere Koordination. In den USA wurden dafür zum Beispiel teilstaatliche Organisationen, Förderprogramme und Fellowships aufgebaut. Das wäre auch für Deutschland ein guter Startpunkt, um mehr Innovationen und Tech-Expertise in Verwaltung und Politik zu bekommen, aber auch um mehr Erfahrungswerte und Bedürfnisse von dort in die Civic-Tech-Community zu kommunizieren.

Tim Berners Lee: Prinzipien für ein offenes Internet

https://www.nytimes.com/2018/12/06/opinion/tim-berners-lee-saving-the-internet.html

Im Jahr 2019 sind 50 Prozent aller Menschen weltweit online.

Unsere optimistischen Erwartungen an ein freies Internet mussten wir in den letzten Jahren stark korrigieren. Sorgen und Ängste sind gewachsen, das Internet könnte unserer Gesellschaft mehr schaden als nutzen.
Tim Berners Lee hat zusammen mit Organisationen, Firmen und Menschen aus aller Welt versucht, sich gemeinsame Grundregeln zu einigen. Denn es liegt an jeder und jedem Einzelnen, Sorge dafür zu tragen, dass das Netz offen, zugänglich und frei für jede*n ist und bleibt.
Alle am Netz Beteiligten müssen Ihrer Rolle verantwortungsvoll gerecht werden. Dabei sind Regierungen zuständig, ihren Bürger*innen den Zugang zum Netz möglich zu machen und dabei ihre Rechte zu respektieren. Firmen müssen Daten ihrer User*innen schützen und ihre Dienste sicher und frei zugänglich gestalten.
Viele der Punkte klingen selbstverständlich. Dennoch ist es notwendig, die Grundsätze zu formulieren, um Akteur*innen und Entscheider*innen über die Zukunft eines offenen Internets zu adressieren. Dafür hat Berners Lee mit der World Wide Web Foundation anhand der Punkte einen Vertrag ausgearbeitet.

Moneyquote: Wir müssen darum kämpfen, ein Internet zu erhalten, das für alle da ist und nicht nur für die/uns Reichen und Mächtigen.

Endlich zurück: Lesen&Lernen No. 12