20.Apr 2022

Hinter den Kulissen – Teil III: Im Gespräch mit unserer Jury

Wer macht was beim Prototype Fund? Das ist für Außenstehende nicht immer leicht nachzuvollziehen. Deshalb möchten wir Licht ins Dunkel bringen! 

Das Team vom Prototype Fund, das bei der Open Knowledge Foundation Deutschland angestellt ist, wird in seiner Arbeit von vielen weiteren Menschen unterstützt, die gemeinsam die Geförderten inhaltlich und administrativ betreuen. Das sind im Kern Coaches, ehrenamtlich Engagierte (z. B. auch die Jury), das BMBF und das DLR. Die Rolle des BMBF als politischer Akteur und Geldgeberin ist dabei den meisten klar. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie einen Coach unseres Coaching-Anbieters Simply Secure haben wir bereits in Teil I und II vorgestellt. Im letzten Teil der Serie stellen wir euch Jana Kludas vor. Jana ist ehrenamtliches Jury-Mitglied beim Prototype Fund und Data Scientist bei der Bundesdruckerei und engagiert sich auch bei Data Science for Social Good Berlin. Hier gibt sie einen Einblick in ihre Tätigkeit als Jurorin der eingereichten Projektideen.

Hallo Jana!

Du bist Data Scientist und hast bereits zu Machine Learning, künstlichen neuronalen Netzwerken und Künstlicher Intelligenz geforscht. Passenderweise bist du zur 5. Runde des Prototype Fund mit dem Schwerpunktthema “Maschinen lernen lassen” zu unserer Jury dazu gekommen. Das war 2018.

Wie ist der Prozess damals abgelaufen, also wie bist du in die Jury gekommen und warum unterstützt du uns in deiner Freizeit?

Ich glaube damals war das Prototype Fund Team explizit auf der Suche nach Expert*innen im Bereich Machine Learning wegen des aktuellen Schwerpunkts der Förderrunde. Sie haben eine meiner Kolleginnen bei Data Science for Social Good (DSSG) Berlin angefragt, ob sie in die Jury kommen möchte. Wollte sie nicht, daher wurde ich angefragt und hatte sofort Lust darauf! Was auch daran lag, dass ich gerade in Elternzeit war und mal wieder was anderes als Babysachen tun wollte. Zunächst wusste ich ja gar nicht so genau, was mich erwartet. Mittlerweile schätze ich an meiner Jury-Tätigkeit das ich spannende Entwicklungen im Bereich der Open Source und Civic Tech Community mitbekomme, meine sehr unterhaltsamen Jury-Kolleg*innen und auch, dass der Aufwand aufs Jahr gerechnet recht gering ist.

Warum braucht es deiner Meinung nach eine Jury für die Projektauswahl? Welche Rolle spielt die Jury?

Die Einreichungen sind schon sehr technisch und daher braucht es Expert*innen auf den jeweiligen Gebieten, um sie zu bewerten. Wenn ich eine Einreichung außerhalb meiner Expertise bekomme, z. B. zu Netzwerktechnik oder Softwareentwicklung, dann muss ich passen. Es braucht einiges an Fachwissen, Wissen zum Stand der Entwicklung in Themengebieten sowie über bestehende Tools und Lösungen, um die Qualität der Projektskizzen bewerten zu können. Wir in der Jury können so sinnvolle, innovative und machbare Projekte auswählen, die dann hoffentlich die Gesellschaft ein kleines Stückchen weiterbringen. Natürlich sind auch wir nicht perfekt und haben sicher einmal die eine oder andere tolle Einreichung übersehen.

Wie gestaltet sich deine Jurorinnen-Tätigkeit?

Es gibt zwei Bewerbungs- und damit auch Auswahlrunden im Jahr. Nach der Deadline zum Bewerben werden die Skizzen vom Prototype Fund Team vorsortiert und jede*r Juror*in bekommt dann bis zu 25 Skizzen in seiner*ihrer Expertise zur Bewertung. Wir haben ca. drei Wochen Zeit für unsere Bewertungen. Um ehrlich zu sein, sitze ich immer erst in der letzten Woche vor der Bewertungsfrist an den Skizzen (hüstel). Ich arbeite abends oder auch mal ein paar Stunden am Wochenende die Skizzen durch. Erst einmal lese ich alles und machen mir handschriftliche Notizen. Und erst ganz zum Schluss fülle ich das “PT outline” [Anmerkung der Interviewerin: Das ist die Online Bewertungsplattform] aus, wo die Punkte und Notizen aller Juror*innen gesammelt werden.

Einige Tage nach der Bewertungsdeadline nehme ich mir dann immer einen Tag Urlaub von meinem Job als Data Scientist, um an der Jury-Sitzung teilzunehmen. Dort diskutieren wir im Jury-Team die eingereichten Projekte. Ich finde das immer sehr kurzweilig: Man lernt viel von den Kolleg*innen und es wird auch schon einmal lustig, wenn um Punkte gefeilscht wird, weil die Eine von einer Idee mega überzeugt ist und die Andere (noch) nicht so ganz.

Gibt es Ups and Downs des Jurywesens, die du mit uns teilen möchtest?

Die Jury-Sitzung, vor allem in person, macht viel Spaß, und auch zum Demo Day gehe ich gerne, wenn ich es schaffe. Mhhhh, Downs gibt es eigentlich nicht …

Welche spezifische Perspektive bringst du mit zur Beurteilung der Projekte?

Definitiv die Data-Science-, Machine-Learning-Brille.

Wie stehst du zum Konzept Public Interest Tech? Was bedeutet es für dich, technologische Projekte mit gesellschaftlichem Mehrwert zu unterstützen?

Ich finde es super, dass der Prototype Fund Public-Interest-Tech-Projekte fördert. Ich habe in meiner Zeit in der Jury schon viele tolle Projekte gesehen. Auch mir hat ein Prototype Fund Projekt schon einmal geholfen als ich eine Demo zu einem Machine-Learning-Algorithmus für einen Workshop gesucht habe. Ich habe ein altes Prototype Fund Projekt gefunden, das eine coole Demo zu genau dem Thema gebaut hatte.

Ganz generell bin ich eben auch ein großer Fan von Nachhaltigkeit, Klima- und Artenschutz und einem guten gesellschaftlichen Miteinander. In der Jury vom Prototype Fund kann ich meinen Beruf als Data Scientistin mit gesellschaftlichem Mehrwert zusammenbringen – das macht mich sehr glücklich!

Gibt es Projekte oder Geförderte, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?

Leider habe ich es – gerade in den letzten zwei Remote-Event-Jahren mit zwei Kleinkindern – nicht sehr oft zum Demo Day geschafft. Ich freue mich drauf, wenn sie dann hoffentlich bald wieder live stattfinden und die Kinder mal ein paar Stunden ohne mich klarkommen. Dennoch freue ich mich immer, wenn ich in anderen Kontexten von Prototype Fund Projekten höre, wo und wie sie etwas verändert haben oder ein Thema auf die mediale Agenda setzen konnten, das sonst übersehen würde.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, deine ehrenamtliche Tätigkeit beim Prototype Fund vorzustellen und einen Einblick in deine Arbeit zu geben! Gibt es abschließend etwas, was du (potentielle) Bewerber*innen oder Geförderte wissen lassen möchtest?

Bewerbt euch, wenn ihr tolle Ideen habt. Es ist eine wundervolle Gelegenheit, in einem kleinen, selbst zusammengestellten Team Projekte umzusetzen, viel zu lernen, sinnvolles zu tun und auch noch dafür bezahlt zu werden!

Hinter den Kulissen – Teil III: Im Gespräch mit unserer Jury