19.Aug 2024

Communities für Prototypen – Evaluation der 13. und 14. Förderrunde

Um zu lernen, was Projekte ausmacht, die beim Prototype Fund angenommen und erfolgreich umgesetzt werden, und welche Art der Förderung sie am besten unterstützt, sprechen wir regelmäßig mit unseren Geförderten. Dieses Mal wollten wir wissen, welche Rolle Community Building für die Förderprojekte des Prototype Fund spielt. Das sind unsere Erkenntnisse:

1. Communities sind ein Ideal

Zum Ideal der Open-Source-Softwareentwicklung gehört neben einer Veröffentlichung des Codes unter freier und offener Lizenz traditionell auch, dass die Entwicklung von einer Community getragen wird. Dieses Ideal teilen viele Geförderte aus Runden 13 und 14 und schrieben der Community eine zentrale Bedeutung für die Open-Source-Entwicklung zu. Etwas seltener wurde die Existenz einer Community um ein Open-Source-Projekt zwar als grundsätzlich wichtig, aber z. B. bei kleinen oder kommerziellen Projekten als nicht erforderlich eingeschätzt. Auch für den Prototype Fund hat Community Building einen hohen Stellenwert. Geförderte werden deshalb durch Coaching- und Vernetzungsanbote dabei unterstützt.

2. Neue Communities wachsen langsam

Eine neue Community aufzubauen ist schwierig und braucht Zeit. Geförderte aus Runden 13 und 14 fanden es besonders herausfordernd, Personen mit der richtigen Expertise zu finden. Einige Monate nach Ende der Förderung wurden – gemäß der verfügbaren Informationen in Repositorien – nur sechs der 46 abgeschlossenen Projekte aus Runden 13 und 14 von mehr als fünf Personen entwickelt. Bei drei dieser sechs Projekte bestanden die Repositorien schon mindestens ein Jahr vor Beginn der Förderung durch den Prototype Fund. Da in Repositorien die Arbeit derjenigen, die nichttechnische Aufgaben übernehmen, häufig nicht sichtbar ist, ist diese Schätzung konservativ. Nichtsdestotrotz zeigen die Zahlen, dass der Aufbau einer größeren Community innerhalb von wenigen Monaten nur in wenigen Fällen gelingt.

3. Offenheit für neue Beitragende hat nicht immer Priorität

Obwohl viele Geförderte grundsätzlich eine Community aufbauen wollten und offen für neue Beitragende waren, räumten sie der Einbindung von neuen Personen zu Beginn der Förderung nicht immer Priorität ein. Auf die technische Umsetzung der Projekte aus Runden 13 und 14, wie z. B. die Wahl des Repositoriums, des genutzten Frameworks oder die Strukturierung des Projekts in Module, hatten Überlegungen zum Community Building nur selten einen Einfluss. Auch ihren Code veröffentlichten nicht alle der Geförderten von Beginn an, sondern warteten beispielsweise das Erreichen eines bestimmten Entwicklungsstadiums, erste öffentliche Präsentation ihres Projekts während der Förderzeit oder das Ende der Förderzeit ab. Grund dafür waren teilweise Bedenken, dass der Code einer öffentlichen Beurteilung noch nicht standhalten oder eine solche Öffnung mit einem unerwünschten Kontrollverlust über das Projekt einhergehen könnte.

4. Zusammenarbeit erfolgt meist ad hoc

Keines der Förderprojekte, deren Entwickler*innen für die Evaluation interviewt wurden, hatte formal etablierte Entscheidungsstrukturen. De facto wurden Entscheidungen ungefähr gleich häufig von einer Person allein oder konsensual in der Kernentwickler*innengruppe für das Projekt und, sofern vorhanden, für die Community entschieden. Informationen dazu, wie beigetragen werden kann, z. B. in Form von Contributing Guidelines, hatte zum Zeitpunkt der Evaluation knapp ein Drittel der Projekte veröffentlicht. Die Koordination der Zusammenarbeit, insbesondere mit neuen Beitragenden, empfanden viele Geförderte aus Runden 13 und 14 als Herausforderung.

Wie sollte Förderung für Community Building aussehen?

Bei der Gestaltung von Förderprogrammen ist zu beachten, dass der Aufbau einer Community langwierig ist und Strukturen in der Regel nur dann wirksam sind, wenn sie von der Community gemeinsam und über einen längeren Zeitraum aufgebaut werden. Fördermaßnahmen sollten deshalb in erster Linie darauf abzielen, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie Projekte von Beginn an offen für neue Beitragende gestaltet werden können. Helfen kann dabei Input gleich zu Beginn der Förderung sowie der Austausch zu Best Practices unter Geförderten. Wichtig ist außerdem, dass Arbeitszeit für Community Building unterstützt wird und Community-Mitglieder, die nicht offiziell Teil der Förderung bzw. des Kernteams sind, in Förderstrukturen eingebunden werden können. In welchem Umfang das während der Förderzeit möglich ist, sollte klar verständlich erklärt sein.

Die ausführlichen Ergebnisse, Informationen zur Methodik der Evaluation findet ihr im Evaluationsbericht. Außerdem erfahrt ihr darin, wer sich beworben hat und gefördert wurde, zu welchen Themen Projekte eingereicht und ausgewählt wurden, was aus ihnen geworden ist und was das Team des Prototype Fund in Zukunft noch besser machen könnte.

 

Communities für Prototypen – Evaluation der 13. und 14. Förderrunde